Seite:Lucians Werke 0044.jpg

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einem Schwarme von Bedienten die Straßen beengte, und meinte, wegen seines Goldes und seiner gestickten Kleider werden ihn die Athener als einen beneidenswerthen und glückseligen Sterblichen betrachten. Allein diese hatten Mitleid mit dem Herrlein, und beschloßen, es in ihre Schule zu nehmen. Sie waren nicht so grob, daß sie ihm verwehrt hätten, in einer freien Stadt nach seinem Gefallen zu leben: allein wenn er in den Gymnasien und Bädern mit seiner Anwesenheit zur Last fiel, und mit seiner Dienerschaft den Raum so versperrte, daß die Ab- und Zugehenden kaum durchkommen konnten, so sagte einer halblaut, als ob es jenen eben nichts anginge: „Er fürchtete im Bade umgebracht zu werden, und doch ist tiefer Friede hier im Badehause. Wozu denn also eine ganze Armee?“ Jener aber hörte, verstund, und ließ sich belehren. Das buntgestickte Kleid aber und die Purpurstoffe haben sie ihm gleichfalls ganz artig ausgezogen, indem sie über die mannigfaltigen Blumenmalereien auf denselben ihre Späße machten. Der eine rief: „Seht, der Frühling ist schon da!“ Ein anderer: „Woher dieser Pfau?“ Ein dritter: „Die Kleider gehören vielleicht seiner Mutter.“ Und ähnliches dergleichen. Und so machten sie sich über alles Uebrige dieser Art an ihm lustig, über die vielen Ringe an seinen Fingern, über das Geckenhafte seines Haarputzes, den ausschweifenden Aufwand seiner Tafel. Und wirklich wurde der Mann allmählig vernünftig, und hatte dieser öffentlichen Erziehung zu danken, daß er um vieles besser wieder abreiste, als er gekommen war.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0044.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)