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dieses Getümmel, diese Schwärme von geheimen Angebern, hoffärtigen Höflingen, von Leckermäulern, Schmeichlern, Banditen, Erbschleichern und falschen Freunden? Was willst du nun anfangen, da du diesen Ort so wenig verlassen, als die herrschende Weise annehmen kannst?

18. Wie ich so mit mir zu Rathe gehe, fasse ich endlich den Entschluß, wie dort Jupiter den Hektor

Aus dem Gewürge der Schlacht, aus strömendem Blut und Getümmel[1],

so mich selbst aus jenen Geschoßen zu ziehen, mich in mein Haus zu verschließen, und eine Lebensweise, so scheu und unmännlich sie auch gewöhnlichen Menschen vorkommen mag, zu erwählen, wobei ich nur mit der Philosophie, mit meinem Plato und mit der Wahrheit verkehre. Dabei ist es mir, wie einem, der auf dem höchsten Sitze eines von Tausenden angefüllten Theaters sitzt; ich beschaue von meiner Höhe Alles, was unter mir vorgeht, Dinge, die bisweilen ergötzlich und lächerlich genug sind, bisweilen aber auch die Tugend des festesten Mannes auf die Probe stellen.

19. Denn um auch von der schlimmen Sache das zu sagen, was an ihr zu loben ist, so glaube nicht, daß es irgendwo eine größere Kampfschule für die Tugend, einen richtigern Probierstein unseres Charakters geben könne, als diese Stadt und ihre Lebensart. Denn es ist gewiß nichts Kleines, so vielen lockenden Begierden, so verführerischen Reizen für Aug’ und Ohr zu widerstehen, welche von allen Seiten uns in Anspruch nehmen. Man muß nun einmal, wie


  1. Iliade XI, 163.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)