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Einige jedoch nehmen sich, seltsam genug, nicht einmal Zeit, krank zu seyn.

23. Ich halte wirklich diese Schmarotzer für weit verworfener, als die, vor denen sie kriechen, und bin überzeugt, daß sie selbst an der übermüthigen Grobheit der letzteren schuld sind. Denn, wenn sie die Reichthümer derselben bewundern, ihre Goldhaufen preisen, vom frühesten Morgen ihre Vorzimmer füllen, sich ihnen wie ihren Beherrschern nähern, was müssen diese am Ende nicht von sich selber denken? Gesetzt, jene verabredeten sich, dieser freiwilligen Knechtschaft auch nur auf eine Weile sich zu begeben, glaubst du nicht, die Reichen würden nun im Gegentheile selbst vor die Thüren der Armen kommen und bitten, daß sie ihr Glück nicht ohne Zuschauer und Zeugen, und ihre prächtigen Tafeln und großen Palläste nicht ungebraucht und unbesucht lassen möchten? Denn sie sind nicht sosehr in das Reichseyn selbst, als in das Vergnügen verliebt, deswegen für glücklich zu gelten. Und so ist es wirklich: die schönste Wohnung, der größte Reichthum an Gold und Elfenbein hat keinen Werth für den Besitzer, wenn Niemand da ist, der dieses alles bewundert. So sollte man also diese Menschen von ihrer stolzen Höhe herabziehen, und ihren Werth heruntersetzen, indem man ihrem Reichthum die Verachtung als einen Damm entgegenstellt, anstatt daß man sie jetzt mit sklavischen Schmeicheleien zu Narren macht.

24. Wenn übrigens Menschen ohne Bildung, die ihren Mangel an Erziehung gar keinen Hehl haben, sich so betragen, so mag man dieß natürlich finden: daß hingegen zuweilen Leute, welche die Maske des Philosophen tragen, sich

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)