Seite:Lucians Werke 0051.jpg

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noch weit lächerlicher aufführen, das ist doch wohl das Aergste. Wie meinst du, daß mir zu Muthe ist, wenn ich einen von diesen, zumal einen von den ältern, mitten unter einem Schwarme von Schmarotzern den Trabanten irgend eines Großen machen, und mit den Bedienten, die ihn zur Tafel laden, vertraulich sprechen sehe, während er seiner auffallenden Tracht[1] wegen um so mehr in die Augen fällt? Was mich dabei am meisten verdrießt, ist, daß sie nicht auch das Kostüme vertauschen, da sie ja doch in allem Uebrigen einerlei Rolle mit den Andern spielen.

25. Und wie sie sich nun bei Tische benehmen, läßt sich mit nichts Ehrbarem vergleichen. Sind sie es nicht, die sich am unanständigsten mit Speisen beladen, die sich am schamlosesten betrinken, die zuletzt von der Tafel aufstehen und mehr als alle Uebrigen einsacken? Die Geschliffenern unter ihnen haben sich mehr als einmal sogar zum Singen bewegen lassen. Alles dieses fand nun Nigrinus sehr lächerlich. Besonders aber erwähnte er noch derjenigen Gattung von Philosophen, die sich um Lohn verdingen, und die Tugend als Marktwaare feil bieten, und deren Lehrsäle er deswegen Krambuden und Schenkstuben nannte. Er verlangte, daß derjenige, welcher die Verachtung des Reichthums lehren will, zuvor selbst sich über alle Gewinnsucht erhaben zeige.

26. Und wirklich beobachtete er dies selbst zu jeder Zeit. Er gewährte seinen lehrreichen Umgang nicht nur unentgeldlich Jedem, der ihn wünschte, sondern unterstützte sogar auch diejenigen, die es bedurften, und war ein Verächter alles


  1. Des Philosophenmantels nämlich.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)