Seite:Lucians Werke 0056.jpg

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sind. Doch – es ist nicht mehr denn billig, daß es denen so geht, die in ihrer Thorheit die ächtern Genüsse, welche die Weisheit den Thätigen verleiht, nicht kennen gelernt haben.

34. Nächst diesem machte er mir eine ausführliche Schilderung von dem Treiben in den öffentlichen Bädern, von den zahlreichen und groben Dienerschaften der Großen, und wie sich diese vornehmen Herrn, gelehnt auf die Schultern ihrer Sklaven, einherbewegen, oder gar, todten Körpern gleich, sich auf ihren Armen hinaustragen lassen. Eines schien ihm ganz besonders zuwider zu seyn, was in dieser Stadt sehr häufig, und besonders in den Bädern ganz einheimisch ist, daß nämlich etliche Sklaven ihrem Herrn vorangehen, und bei jedem Stein und jeder Rinne, worüber man zu schreiten hat, rufen: vorgesehen! und also, seltsam genug bei jedem Schritte den Herrn erinnern müssen, daß er gehe. Er fand es abscheulich, daß Leute, die doch sonst ihre eigenen Organe gut zu brauchen wissen, wie Hände und Mäuler bei ihren Mahlzeiten, ihre Ohren, wenn es etwas zu hören giebt u. s. w. bei ganz gesunden Augen fremde nöthig haben, um vor sich hinzusehen, und Worte, die man gegen unglückliche Blinde gebraucht, sich in die Ohren schreien lassen. Und gleichwohl sind es oft Männer, denen die Obhut ganzer Städte anvertraut ist, und die auf öffentlichen Plätzen und am hellen Mittage dieser Unsitte huldigen.

35. Nachdem Nigrin noch manches Andere dieser Art erwähnt hatte, schloß er seine Rede. Ich hatte ihm bisher in stiller Bewunderung zugehört, ängstlich den Augenblick ferne wünschend; wo er aufhören würde. Als er aber wirklich

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0056.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)