Seite:Lucians Werke 0074.jpg

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23. Der neue Besitzer aber, dem ich so plötzlich in die Hände gefallen bin, ein roher, plumper Kerl, dem bei dem Gedanken an das Fußeisen die Haut noch schaudert, und der, wenn einer im Vorübergehen mit der Peitsche knallt, die Ohren spitzt, und vor dem Mühlgewölbe[1] wie vor einem Tempel Respekt hat – der ist der unerträglichste Mensch für Alle, die mit ihm zusammentreffen. Gegen Bürger ist er grob, und seine ehemaligen Mitsclaven peitscht er durch, nur um zu probiren, ob ihm dergleichen nun auch erlaubt sey. Dieß dauert aber nur so lange, bis er an ein lüderliches Dirnchen geräth, oder von der Pferdesucht befallen wird, oder sich Schmeichlern preisgiebt, die ihm schwören, er sey wahrhaftig schöner als Nireus[2], edlern Blutes als Cecrops und Codrus, gescheidter als Ulysses, reicher als sechzehen Crösusse – alsdann läßt der elende Tropf in ganz kurzer Zeit ein Vermögen zerrinnen, wozu es einst einer Menge von falschen Eidschwüren, Betrügereien und Schurkenstreichen bedurft hatte, um es allmählig zusammenzubringen.

24. Merkur. Es ist wahrhaftig beinahe so, wie du sagst. Wenn du aber auf deinen eigenen Füßen gehst, wie da? Kannst du denn bei deiner Blindheit den Weg finden? Und woran kennst du diejenigen, zu welchen dich Jupiter schickt, weil er sie für würdig hält, reich zu werden?


  1. Wo die Handmühle stand, die von Sclaven und Sclavinnen, besonders solchen, die etwas verbrochen hatten, getrieben wurde.
  2. Hom. Il. II, 673. f.:

    Nireus, schöner, wie sonst kein Mann vor Ilion herzog.
    Rings im Danaër Volk, nach dem tadellosen Achilleus.

     Voß.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)