Seite:Lucians Werke 0085.jpg

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O Gold, du schönste Augenlust der Sterblichen[1]!
Flammendem Feuer gleich
Leuchtest du in der Nacht
und bei Tage[2].

So komm’ heraus, lieblichstes, reizendstes aller Dinge! Jetzt glaube ich gerne, daß auch Jupiter einst zu Golde geworden ist. Welches Mädchen wollte nicht gerne einem so reizenden Regen, wenn er durch das Dach herabrieselt, ihren Schoos öffnen?

42. O Midas, o Krösus, und all’ ihr Weihgeschenke zu Delphi, wie seyd ihr doch so gar nichts gegen den Timon und seinen Reichthum? Der Perserkönig selbst kann sich nicht mit ihm messen. Dich aber, liebes Ziegenpelzchen und dich meine Hacke, werde ich, wie billig, zum Andenken an diesem Pan’sbild[3] aufhängen. Dieses ganze Landgütchen will ich nun selbst kaufen, und mir über den Thesaurus ein Thürmchen bauen, das gerade groß genug seyn soll, um mich allein zu beherbergen. Und wenn ich einmal gestorben bin, so soll es, denke ich, auch meine Grabstätte seyn. Für mein ganzes übriges Leben aber gelte folgendes als unverbrüchliches Gesetz: „Jeden Menschen zu meiden, keinen zu kennen, alle zu verachten, die Worte: Freundschaft, Gastrecht, Cameradschaft, Mitleid, für leeres Geschwätz, das Erbarmen über einen Weinenden, und die Hülfleistung bei fremder Noth für


  1. Fragment aus dem Bellerophon des Euripides. Die Uebersetzung dieses Verses ist von Wieland.
  2. Pindar’s erster olympischer Siegesgesang u. s. f.
  3. Auf den Feldern standen hin und wieder Standbilder des Fluren- und Hirten-Gottes Pan.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)