Seite:Lucians Werke 0104.jpg

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unbillig und betrügerisch genug, die besten Stücke für dich zu behalten, den Jupiter aber mit Knochen zu hintergehen,

– – in weißliches Fett sie verhüllend?[1]

Denn so spricht Hesiodus von der Sache, wie ich mich noch recht gut erinnere. Sodann hast du ja die Menschen, die schlimmste und verwegenste Art von Thieren, und was noch ärger ist, die Weiber geschaffen. Endlich hast du den Göttern sogar das kostbarste ihrer Güter, das Feuer entwendet und den Menschen geschenkt. Und nach solchen argen Streichen behauptest du unschuldig gefesselt zu seyn?

4. Prometheus. Ich sehe, Merkur, daß auch du, um mit Homer zu sprechen,

– – Unschuldige gerne beschuldigst[2].

Du wirfst mir Dinge vor, um deren willen ich meinen Platz an der Tafel der Prytanen verdiente, wenn es gerecht zugienge. Wolltest du dir Zeit nehmen, mich anzuhören, so wollte ich mich gerne über diese Beschuldigungen gegen dich verantworten, und dir zeigen, wie ungerecht Jupiter über mich gerichtet hat. Du hingegen bist ja ein so beredter Advocat: du könntest also seine Vertheidigung übernehmen, und die Rechtmäßigkeit des Urtheilspruches darthun, daß ich hier am Caspischen Engpasse, zum jämmerlichen Schauspiel für alle Scythen, solle gekreuzigt werden.

Merkur. Du kommst zu spät mit deiner Appellation, Prometheus: es wird dich nichts helfen. Jedoch laß hören. Ich muß ohnehin warten, bis der Adler herabkommt, der


  1. Theogonie v. 541.
  2. Iliade XIII, 773.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)