Seite:Lucians Werke 0134.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Juno. Nun freilich, über dich spielt sie gewaltig den Tyrannen. Sie zieht dich bei der Nase ohne den geringste Widerstand, wohin sie will, und willig lässest du dich von ihr in jede beliebige Gestalt verwandeln: kurz du bist ganz und gar ihr Eigenthum und Spielzeug. Und nun weiß ich recht gut, warum man dem Ixion verzeihen muß: ist doch Pirithous[1] ein Zeuge davon, wie du einst mit seiner Gattin standest.

4. Jupiter. Weißt du denn alle die kleinen Zeitvertreibe noch, die ich mir ehemals da unten auf der Erde machte? – Aber höre, wie ich glaube, daß mit Ixion zu verfahren ist. Strafen dürfen wir ihn nicht, und eben so wenig von unserer Tafel wegjagen, das wäre ein Bischen zu plump. Aber da er nun doch verliebt ist, wie du sagst, und weint, und verzweifeln will –

Juno. Was soll nun kommen, Jupiter? Muß ich fürchten, auch von dir eine Unverschämtheit zu hören?

Jupiter. Gewiß nicht. Höre mich nur: wir wollen aus einer Wolke ein dir ganz ähnliches Trugbild gestalten, und wenn die Tafel aufgehoben ist, so wollen wir, während Ixion, wie es dem Verliebten gebührt, nicht schlafen kann, dasselbe an seine Seite legen. So wird er glauben, das Ziel seiner Wünsche erreicht zu haben, und von seinen Liebesschmerzen genesen.

Juno. Nein, nein, sterben soll er, der Vermessene!


  1. Pirithous, Sohn des Jupiter und der Dia, der Gemahlin Ixion’s.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)