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XIV. Hyacinth.
Merkur. Apoll.

1. Merkur. Warum so finster, Apoll?

Apoll. Ach, Merkur, ich bin so unglücklich in der Liebe.

Merkur. Das ist freilich betrübt. Wie bist du aber auf’s neue unglücklich geworden: oder ist es noch die alte Geschichte mit der Daphne, die dich verstimmt?

Apoll. O nein, ich betraure meinen lakonischen Liebling, des Oebalus Sohn.

Merkur. Wie? Den Hyacinth? Ist er denn todt?

Apoll. Leider!

Merkur. Ist’s möglich, Apoll? Wer konnte so fühllos für das Schöne seyn, den liebenswürdigen Jüngling zu tödten?

Apoll. Ach! es ist mein eigen Werk.

Merkur. Bist du rasend, Apoll?

Apoll. Das nicht: es war ein unseliges Geschick.

Merkur. Wie so? erzähle mir doch die Sache.

2. Apoll. Er lernte den Diskus[1] werfen, und ich warf mit ihm. Zephyr, der verfluchteste aller Winde, war gleichfalls seit lange schon in den Knaben verliebt gewesen, und fand, da ihm Hyacinth kein Gehör schenkte, diese Verachtung unerträglich. Wie ich nun den Diskus auf die gewöhnliche Art in die Höhe werfe, fährt Zephyr vom Taygetus[2] herab, und wirft den Diskus mit solcher Gewalt dem


  1. S. Anacharsis 27.
  2. Ein Berg in Lakonien.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)