Seite:Lucians Werke 0151.jpg

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Apoll. Ich weiß nichts davon, möchte übrigens selbst derjenige seyn, dem das Netz gilt.


XVI. Juno’s Neid.
Juno. Latona.

1. Juno. Nun, das muß wahr seyn, du hast dem Jupiter recht schöne Kinder geboren, Latona.

Latona. Wir können freilich nicht alle solche gebären, wie dein Vulcan ist.

Juno. Der ist doch, so lahm er ist, zu etwas nütze; er ist ein großer Künstler, und hat uns den Himmel auf’s geschmackvollste eingerichtet: ja er hat sogar die Venus zum Weibe bekommen, und wird von ihr werth gehalten. Aber was sind denn deine Kinder? Die Diana führt sich auf wie ein wilder Junge, und schwärmt auf allen Bergen herum, und wenn sie nach Scythien kommt, wo sie die Fremdlinge schlachten läßt, so weiß man schon, was sie schmaust: denn sie thut es in Allem den menschenfressenden Scythen nach. Apollo aber will sich das Ansehen geben, als ob er Alles wisse und könne, macht den Bogenschützen, den Citherspieler, den Dichter, den Arzt, und hat in Delphi, in Clarus und in Didymi Fabriken von Orakelsprüchen angelegt, womit er die Fragenden betrügt, indem er ihnen verschrobenes Zeug zur Antwort giebt, das sich deuten läßt, wie man will. Auf diese Art spielt er seinen Betrug ganz gefahrlos, wird reich dabei, und viele sind einfältig genug, sich für Narren halten zu lassen. Wiewohl, die Gescheidteren merken recht gut,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)