Seite:Lucians Werke 0157.jpg

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Vater, ich spieße dich mit dieser Lanze durch und durch, oder fasse dich bei einem Beine und schleudre dich in den Tartarus, oder reiße dich mit eigenen Händen in Stücken. Solche Drohungen stieß sie noch viele aus. Auch macht sie ein grimmiges Gesicht, und trägt auf der Brust eine gräuliche Fratze mit Schlangenhaaren, welche mir immer den größten Schreck einjagt, so daß ich mich flüchten muß, sobald ich sie nur ansichtig werde.

2. Venus. Die Minerva und ihren Medusenkopf fürchtest du also, wiewohl dir selbst der Donnerkeil Jupiters nicht bange machte. Warum bleiben aber die Musen von dir unverletzt und ausser dem Bereich deiner Geschoße? Die haben doch wohl keine Helmbüsche zu schütteln und keine Gorgonen zu zeigen?

Amor. Vor diesen habe ich zu viele Achtung, Mutter: sie haben ein so ehrwürdiges Aussehen, und sind immer in Nachsinnen vertieft, oder mit Liedern beschäftigt. Oft bleibe ich bei ihnen stehen, ganz bezaubert von ihrem Gesange.

Venus. So laß sie immerhin in Ruhe, weil sie doch so ehrwürdig sind. Aber auch die Diana triffst du nicht; warum das?

Amor. Weil ihr überhaupt gar nicht beizukommen ist, da sie jedesmal in ihre Berge entflieht. Und dann hat sie ja schon ihre eigene Liebhaberei.

Venus. Und diese wäre?

Amor. Die Jagd, ihre Hirsche und Rehe, denen sie beständig nachläuft, um sie zu fangen oder zu erlegen: in solchen Dingen lebt sie ganz und gar. Ihren Bruder übrigens,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0157.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)