Seite:Lucians Werke 0160.jpg

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Merkur. Nicht so ganz, Venus.

Venus. Wie so?

Merkur. Eine Idäerin lebt, glaube ich, mit ihm, eine nicht eben häßliche, aber plumpe und derbe Dirne aus dem Gebirge. Er scheint ihr übrigens wenige Aufmerksamkeit zu schenken. – Warum fragst du mich aber das?

Venus. Je nun, ich habe nur so gefragt.

4. Minerva. Du handelst gegen deine Instruktion, Merkur, wenn du dich mit der da in ein besonderes Gespräch einlässest.

Merkur. Es ist nichts von Bedeutung, Minerva. Wir sprachen gar nicht über euch. Sie fragte mich blos, ob Paris noch unvermählt wäre.

Minerva. Warum will sie das wissen, die Vorwitzige?

Merkur. Was weiß ich? Sie spricht, es wäre ihr nur so zufällig eingefallen, darnach zu fragen.

Minerva. Und was sagtest du? Ist er es wirklich noch?

Merkur. Ich glaube nicht.

Minerva. Aber hat er Neigung zu kriegerischen Dingen? Liebt er den Ruhm? Oder ist er nichts als ein bloser Kuhhirt?

Merkur. Ich kann in der That nichts Bestimmtes hierüber angeben: doch läßt sich vermuthen, er werde, da er noch jung ist, auch nicht ohne Neigung für diese Dinge seyn und in Schlachten allerdings sich auszuzeichnen wünschen.

Venus. Siehst du nun, Merkur? Ich mache dir keinen Vorwurf darüber, daß du mit dieser hier ein Nebengespräch führest: so mißtrauisch und tadelsüchtig ist Venus nicht.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)