Seite:Lucians Werke 0168.jpg

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Paris. Wie? Sie, die bereits das Weib eines Andern ist?

Venus. Guter Junge, du bist auf dem Lande aufgewachsen: ich weiß am besten, wie das zu machen ist.

Paris. Nun das möchte ich denn doch wohl wissen.

14. Venus. Du hast vor der Hand nichts zu thun, als eine Reise nach Griechenland zu machen; du kommst, unter dem Vorwande, dieses Land zu sehen, auch nach Lacedämon, und dort bekommt dich Helena zu Gesichte; nun laß es meine Sache seyn, dafür zu sorgen, daß sie sich in dich verliebe und mit dir ziehe.

Paris. Das ist es eben, was ich noch nicht recht glauben kann, daß sie Lust bekommen sollte, ihren Mann zu verlassen, und mit einem wildfremden Menschen sich einzuschiffen.

Venus. Laß dich das nicht anfechten. Ich habe zwei gar hübsche Söhnchen, Himeros und Amor; die werde ich dir zu Begleitern auf deiner Reise mitgeben. Amor soll ganz in sie übergehen, und sie zum Lieben zwingen. Himeros, der Liebreiz, aber wird sich um dich ergießen, und dich, was er selbst ist, reizend und liebenswürdig machen. Ich werde selbst um euch seyn, und auch die Gratien bitten, uns zu begleiten: und so werden wir vereint doch wohl die Helena gewinnen.

Paris. Wie dieß ablaufen wird, ist wohl so entschieden noch nicht: dennoch bin ich in diese Helena schon ganz verliebt, und es ist mir, als ob ich sie bereits vor mir sähe. Ich segle in Gedanken stracks nach Griechenland, komme nach Sparta, kehre zurück mit dem schönsten Weibe, und das einzige,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0168.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)