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XXI. Eine Prahlerei Jupiter’s.
Mars. Merkur.

1. Mars. Hast du gehört, Merkur, was uns Jupiter gedroht hat? Wahrlich, es war eben so übermüthig, als ungereimt. Wenn es mir einfällt, sagte er, lasse ich eine Kette vom Himmel hinab, und ihr sollt euch Alle daran hängen, und mich mit aller Gewalt hinabzuziehen suchen: dennoch werdet ihr euch vergeblich abarbeiten, ihr bringt mich nicht hinunter. Ich hingegen, wenn ich aufwärts ziehen will, ziehe nicht nur euch, sondern die Erde und das Meer sammt und sonders hoch in die Lüfte – und was dergleichen mehr war, wie du selbst gehört haben wirst. Ich will nun nicht in Abrede ziehen, daß Jupiter stärker und mächtiger ist, als jeder Einzelne von uns. Aber daß wir Alle insgesammt ihm so sehr nachstehen sollten, daß wir ihn mit unserem Gewicht nicht niederziehen könnten, auch wenn wir noch Erde und Meer dazu nähmen, das soll er mir nicht weiß machen wollen.

2. Merkur. So sey doch um’s Himmels willen still, Mars. Wie unbesonnen, solche Reden zu führen! Dein Geschwätz könnte uns theuer zu stehen kommen.

Mars. Glaubst du denn, ich werde so etwas zu Allen sagen, und nicht blos zu dir allein, von dem ich wohl weiß, daß er reinen Mund halten wird? Was mir aber am lächerlichsten vorkam, als ich ihn so prahlen hörte, kann ich dir unmöglich verschweigen. Es fiel mir ein, wie noch ganz neulich Neptun, Juno und Minerva sich wider ihn erhoben, und einen Anschlag machten, ihn zu ergreifen und zu binden, wie

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)