Seite:Lucians Werke 0175.jpg

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Metzeln ist ihr ein solcher Gräuel, daß sie entschlossen ist, mit dem ersten Griechen, der nach Taurien kommen wird, sich einzuschiffen.

2. Bacchus. Daran wird sie wohl thun. Um aber wieder auf Priap zu kommen – von dem muß ich dir doch etwas Lustiges erzählen. Kürzlich kam ich nach Lampsacus, und wollte bereits die Stadt vorübergehen, als Priap mich einlud, bei ihm zu übernachten. Ich nahm es an, und nachdem wir uns nach Tische tüchtig beträufelt hatten, begaben wir uns zur Ruhe. Mitten in der Nacht stand mein Ehrenmann auf, und – – ich schäme mich wahrhaftig, es zu sagen.

Apoll. Wollte dir zu Leibe, nicht wahr?

Bacchus. Es ist so was.

Apoll. Und was thatest du?

Bacchus. Was anders, als ihn auslachen?

Apoll. Schön von dir, daß du die Sache nicht hoch aufnahmst und darüber nicht hitzig wurdest. Es läßt sich ihm doch wohl zu Gute halten, wenn ihn ein so reizender Jüngling, wie du, nicht kalt ließ.

Bacchus. O, wenn es darauf ankommt, Apoll, so hätte er noch vielmehr Ursache, seine Versuche dir gelten zu lassen; deine Schönheit und deine Locken könnten machen, daß dir ein Priap auch nüchtern über den Hals käme.

Apoll. Das wird er wohl bleiben lassen, lieber Bacchus. Ich bin nicht allein mit Locken, sondern auch mit Bogen und Pfeilen versehen.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)