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tragen wird, wenn anders der Schiedsrichter nicht gänzlich blödsichtig ist.


VI. Die Entführung der Amymone.
Triton. Neptun. Amymone.

1. Triton. An die Lernäische Quelle geht alle Tage ein Mädchen, um Wasser zu holen, Neptun. Ich wüßte nicht, daß ich in meinem Leben ein reizenderes Geschöpf gesehen hätte.

Neptun. Ist sie eine Freigeborne oder eine Sclavin?

Triton. Das Letztere keineswegs: sie heißt Amymone, und ist eine von den fünfzig Töchtern des Danaus: ich habe mich nach ihrem Namen und ihrer Herkunft erkundigt. Danaus hält seine Töchter sehr hart, gewöhnt sie, alle Hausarbeiten selbst zu verrichten, und schickt sie sogar an den Brunnen: kurz er erzieht sie so, daß sie sich allen Geschäften unverdrossen unterziehen.

2. Neptun. Macht sie den langen Weg von Argos nach Lerna ganz allein?

Triton. Ganz allein. Argos ist ein durstiges Land,[1] wie du weißt: sie muß daher täglich dorthin nach Wasser gehen.

Neptun. Du hast mir durch das, was du mir von diesem Mädchen sagtest, bereits den Kopf verdreht, Triton. Wir wollen uns zu ihr begeben.


  1. Das wasserlose, Hom. Il. IV, 171.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)