Seite:Lucians Werke 0198.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Neptun. Wie? ist denn in dem ganzen großen Himmel kein Platz mehr, um dort zu gebären? Und sollte es auch nicht seyn, hat denn die ganze Erde nicht Raum genug, ihre Neugebornen aufzunehmen?

Iris. Nein, Neptun. Juno hat die Erde mit einem schweren Eide verbindlich gemacht, der kreisenden Latona keinen Aufenthalt zu gewähren. Diese Insel aber ist nicht mit unter dem Eide begriffen, weil sie unsichtbar war.

2. Neptun. Ich verstehe. – Halte still, Insel, tauche aus der Tiefe empor, und schwimme nicht länger, sondern bleibe fest und empfange, du Glückselige, die beiden Kinder meines Bruders, die schönsten der Götter! Und ihr, Tritonen, tragt Latona herüber, und verbreitet heitere Ruhe auf dem ganzen Meere! Den Drachen aber, der sie bis jetzt allenthalben verscheuchte und ängstigte, werden, sobald sie entbunden ist, ihre Neugebornen verfolgen und ihre Mutter an ihm rächen. – Melde du nun Jupitern, es wäre Alles wohl bestellt; Delos steht fest, Latona darf nur kommen und gebären.


XI. Xanthus.
Xanthus. Thalassa (das Meer).

1. Xanthus. Nimm mich auf, Thalassa, lösche den Brand meiner Wunden: ich leide entsetzlich.

Thalassa. Was ist dir? Wer hat dich so verbrannt?

Xanthus. Vulcan – ach! ich siede, ich bin lauter Gluth, ich Unglückseliger!

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)