Seite:Lucians Werke 0215.jpg

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2. Merkur. Und ich soll inzwischen sitzen und wünschen, daß um meines Vortheils willen das Aergste eintreten möchte?

Charon. Es bleibt nun einmal nichts anderes übrig, lieber Merkur. Du siehst ja selbst, wie Wenige zu dermaliger Friedenszeit herbeikommen.

Merkur. Desto besser: möge sich darüber meine Bezahlung immerhin verzögern. – Du weißt übrigens, Charon, wie die Leute aussahen, welche vor Zeiten hieher kamen; durchgängig waren es stattliche, größtentheils rothbackigte, mit Wunden bedeckte Männer. Die jetzt ankommen, haben entweder Gift von ihren eigenen Kindern oder Eheweibern erhalten, oder durch Wohlleben sich Wassersucht und Podagra zugezogen, und sind sämmtlich blasse und elende, den Vorigen gänzlich unähnliche, Gestalten. Den Meisten aber sieht man es wohl an, daß sie um des Geldes willen einander auf den Dienst lauerten, und darüber zu uns wandern mußten.

Charon. Es ist eben auch eine gar zu reizende Sache um das Geld.

Merkur. Man könnte mir es also auch nicht sehr verübeln, wenn ich meine Forderung an dich etwas strenger eintriebe?


V. Pluto und Merkur.

1. Pluto. Du kennst doch wohl den hochbetagten reichen Eucrates, der keine Kinder, wohl aber ein Paar tausend gute Freunde hat, die auf seine Erbschaft Jagd machen?

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)