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Rädern, Geiern, Felsblöcken: und Jedem wird sein ganzes Leben unter die Augen gestellt.


XI. Crates und Diogenes.

1. Crates. Du hast doch den Mörichus gekannt, Diogenes, den steinreichen Corinthier, der so viele Waarenschiffe besaß, und dessen Vetter, der gleichfalls reiche Aristeas, das Homerische

Schaffe du mich fort oder ich dich[1]

immer im Munde führt?

Diogenes. Je nun, was ist’s mit diesen?

Crates. Sie waren in gleichem Alter; da aber jeder von beiden den Anderen zu beerben hoffte, so erwiesen sie sich gegenseitig alle Aufmerksamkeit, und machten öffentlich ihr Testament, worin Mörichus den Aristeas, wenn ihn dieser überleben sollte, und Aristeas den Mörichus auf denselben Fall zum Herrn seines ganzen Vermögens einsetzte. So lautete das beiderseitige Testament. Die Beiden aber fuhren fort, es einander in Gefälligkeiten und Schmeicheleien zuvorzuthun. Auch die Wahrsager, die Stern- und Traumdeuter, die Wundermänner von der Chaldäerzunft, ja der pythische Gott selbst verhießen bald dem Aristeas, bald dern Mörichus den Sieg, so daß sich die Wagschale bald zu des Einen, bald zu des Andern Gunsten neigte.

2. Diogenes. Und was geschah am Ende? Du machst mich neugierig.


  1. Iliade XXIII, 124.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)