Seite:Lucians Werke 0234.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Crates. Alle Beide starben an Einem Tage. Die Erbschaften fielen zwei Verwandten, dem Eunomius und Thrasykles zu, die nie geahnt hatten, daß es so kommen würde. Denn die beiden Erblasser waren mitten auf der Ueberfahrt von Sicyon nach Cirrha vom Nordwestwinde überfallen worden, der das Fahrzeug umstieß und sie unter den Wellen begrub.

3. Diogenes. Recht so! Wir beide, als wir noch im Leben waren, hatten nichts dergleichen gegen einander im Sinne. Ich wünschte nie dem Antisthenes den Tod, um seinen Stab zu erben – und er hatte einen sehr tüchtigen aus Oelbaumholz, den er sich selbst geschnitten –; und eben so wenig, glaube ich, trugst auch du, Crates, je ein Verlangen nach meinem Tode, um meine Habseligkeiten, mein Faß und meinen Ranzen sammt den zwei Maaß Feigbohnen zu erhalten, die er in sich faßte.

Crates. Ich bedurfte dergleichen so wenig als du, Diogenes. Uebrigens hast du von Antisthenes, und ich von dir das gebührende Erbtheil erhalten, ein Erbtheil, das wichtiger und mehr werth ist als alle Herrlichkeit des Perserkönigs.

Diogenes. Und das war?

Crates. Weisheit, Selbstgenügsamkeit, Wahrheitsliebe, Freimuth und Unabhängigkeit.

4. Diogenes. Beim Jupiter, ich erinnere mich, diese Reichthümer von Antisthenes überkommen und dir reichlich vermehrt hinterlassen zu haben.

Crates. Den Leuten aber war an diesen Gütern nichts gelegen: darum hat uns auch Niemand, in der Hoffnung,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0234.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)