Seite:Lucians Werke 0238.jpg

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seyn: wie sollte er aber um deßwillen größer als der hochherzige Kriegsheld erscheinen, der seinem Geiste unendlich mehr als seinem Glücke verdankte!

Minos. Das war eine wackere Rede, wie man sie keinem Afrikaner zutrauen sollte. Nun, Alexander, was hast du hierauf zu erwiedern?

4. Alexander. Eigentlich sollte man dem Unverschämten gar nichts erwiedern; denn schon das Gerücht wird dich hinlänglich belehrt haben, was ich für ein großer König, und was dieser für ein räuberischer Abentheurer war. Gleichwohl urtheile erst aus dem, was ich sagen werde, ob mein Vorzug vor Hannibal nicht groß genug ist. Ich war noch sehr jung, als ich die Regierungsgeschäfte antrat: dennoch hielt ich den erschütterten Thron kraftvoll aufrecht, zog die Mörder meines Vaters zur Strafe, machte mich den Griechen durch die Zerstörung von Theben furchtbar, und ward hierauf von ihnen zum Feldherrn erwählt. Nun hielt ich es meiner für unwürdig, mich auf den vom Vater ererbten macedonischen Thron zu beschränken; ich dachte auf eine Weltherrschaft und fühlte, daß es mir unerträglich wäre, wenn nicht Alles mir unterworfen würde. Mit einem kleinen Heerhaufen griff ich Asien an, siegte am Granicus in einer großen Schlacht, eroberte Lydien, Ionien, Phrygien: kurz alles Land, das mein Fuß betrat, mir unterwerfend, rückte ich bis Issus vor, wo Darius mit vielen Myriaden mich erwartete.

5. Wie viele Todte ich auch damals an Einem Tage in die Unterwelt schickte, wißt ihr ja selbst: der Fährmann erzählt noch heute, daß sein Nachen nicht groß genug gewesen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0238.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)