Seite:Lucians Werke 0239.jpg

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sey, sondern daß er Flösse habe zusammen binden müssen, um die ganze Menge herüber zu bringen. Dabei stellte ich mich überall selbst an die Spitze der Gefahr, mit dem Wunsche, eine ehrenvolle Wunde zu empfangen. Um dich nicht mit einer Schilderung meiner Thaten vor Tyrus und bei Arbèla aufzuhalten, erwähne ich nur, daß ich bis Indien vordrang, den Ocean zur Gränze meines Reiches machte, die Elephanten Indiens bändigte und den König Porus mir unterwarf. Auch setzte ich über den Tanaïs, und schlug die Scythen, ein gar nicht zu verachtendes Volk, in einer großen Reiterschlacht. Meinen Freunden habe ich Wohlthaten erwiesen, an meinen Widersachern Rache genommen. Und wenn mich die Sterblichen für einen Gott hielten, so ist nicht ihre Schuld, daß sie die Größe meiner Thaten so etwas von mir glauben ließ.

6. Endlich starb ich als König, dieser aber in der Verbannung bei Prusias den Bithynien auf eine Weise, welche des ränkevollsten und grausamsten aller Menschen würdig war. Denn auf welche Art er in Italien die Oberhand behielt, will ich hier nicht ausführen: genug es geschah nicht durch Kraft und Muth, sondern durch schlechte Mittel, durch Treulosigkeit und arglistige Ränke. Rechtlich und offen handelte er niemals. Und wenn er mir Schwelgerei vorwirft, so scheint er vergessen zu haben, wie er in Kapua hauste, wo sich der große Held an lüderliche Dirnen hieng, und die günstigsten Zeitpunkte zu Unternehmungen in Wollüsten verschwelgte. Hätte ich nicht, in Geringachtung des Abendlandes, meine Waffen gegen den Orient gerichtet, es wäre wahrlich nichts Großes gewesen, Italien, ohne einen Tropfen Blutes zu

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0239.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)