Seite:Lucians Werke 0282.jpg

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Bäume, wilde Thiere u. dergl. erzählt wird, von einer Aëdon, Daphne, Callisto?

Menippus. Sobald ich diese treffen werde, will ich hören, was sie mir zu sagen wissen werden. Nur das noch, mein Bester: konntest du auch schon als Weib, so gut wie nachher, wahrsagen, oder bist du deiner Prophetengabe erst zugleich mit deiner Mannheit inne geworden?

Tiresias. Siehst du, wie wenig du von meiner Geschichte unterrichtet bist? Weißt du denn nicht, daß ich einst einen Streit zwischen den Göttern zu schlichten hatte, und daß Juno mich dafür des Gesichts beraubte, Jupiter hingegen durch das Geschenk der Wahrsagerkunst mich für diesen Verlust zu entschädigen suchte?

Menippus. Noch immer treu den alten Lügen, Tiresias? Aber das ist so Prophetenart: man ist es schon gewohnt an euch, daß kein vernünftig Wort aus eurem Munde geht.


XXIX. Ajax und Agamemnon.

1. Agamemnon. Wenn du in einem Anfall von Raserei dich selbst um’s Leben brachtest, und mit uns Allen ein Gleiches im Sinne hattest, warum klagst du deßwegen den Ulysses an? Unlängst, als er hieher kam, um sich weissagen zu lassen, würdigtest du ihn keines Wortes, sondern giengst mit hochmüthigem Gesicht und großen Schritten an ihm, deinem alten Freunde und Kriegskameraden, vorbei.

Ajax. Und das mit allem Recht. Er war die einzige Ursache an meiner Raserei, da er allein mir die Waffen des Achilles streitig machte.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0282.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)