Seite:Lucians Werke 0288.jpg

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2. Aber sage mir auch, wie steht’s bei euch auf der Oberwelt? Was machen sie in der Stadt?

Philonides. Es gibt eben nichts Neues: die Leute treiben’s, wie von jeher: sie stehlen, schwören falsche Eide, wuchern und schinden und schaben.

Menippus. Die armen, bedauernswürdigen Leute! Sie wissen noch nicht, welche Beschlüsse ganz neuerlich von den Unterirdischen zum Nachtheile der Reichen gefaßt worden sind, Gesetze, denen sich die Letztern, so wahr Cerberus lebt, auf keine Weise werden entziehen können.

Philonides. Was sagst du? Die Unterirdischen hätten Verordnungen gegen die Bewohner der Oberwelt gemacht?

Menippus. Ja, beim Jupiter, und mehr als eines: allein ich darf nicht öffentlich davon sprechen und die Geheimnisse der Unterwelt verrathen, sonst könnte eine Klage gegen mich wegen Verletzung des Heiligen bei Rhadamanthus anhängig gemacht werden.

Philonides. Nicht doch, Menippus: theile immer einem guten Freunde mit, was du weißt. Du sprichst mit einem Manne, der schweigen kann und die Weihe hat.

Menippus. Du verlangst da eine Gefälligkeit von mir, die mir gefährlich werden könnte, Freund! Doch, weil du es bist, will ich es wagen. Es ward also beschlossen, daß die reichen Knauser, welche ihr Gold, wie Acrisius seine Danaë, hinter Schloß und Riegel bewachen – –

Philonides. Halt, mein Lieber, erzähle mir von diesem Beschluß nicht eher, als bis du mir, was ich zu hören am meisten begierig bin, gesagt haben wirst, was dir den Gedanken zu dieser Reise eingab, und wer dabei dein

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)