Seite:Lucians Werke 0292.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seinen Beistand anzugehen. Ich hatte nämlich gehört, daß die Magier mit Hülfe gewisser Zauberformeln und mysteriöser Ceremonien die Pforten des Schattenreichs zu öffnen, und welchen sie wollten, sicher hinunterzuführen, und eben so wieder heraufzugeleiten vermöchten. Am zweckmäßigsten glaubte ich also zu verfahren, wenn ich durch einen dieser Zauberer mich in den Stand setzen ließe, diese Fahrt zu machen, und den Tiresias aus Böotien besuchte, um von diesem weisen Propheten mir sagen zu lassen, welchen Lebensweg ein verständiger Mensch als den besten zu erwählen hätte. Gedacht, gethan. Ich machte mich rasch auf die Beine, und lief, was ich konnte, geradeswegs nach Babylon. Kaum dort angekommen, traf ich mit einem weisen Chaldäer, Namens Mithrobarzanes, zusammen, einem Manne von geheimer, übermenschlicher Wissenschaft, dem sein eisgraues Haupt und sein langer Bart ein sehr ehrwürdiges Aussehen gaben. Diesen brachte ich mit vieler Mühe und nach langem Bitten dazu, mein Wegweiser zu seyn, wobei ich ihm freistellte, einen Lohn zu fordern, welchen er wollte.

7. Der Magier fieng nun damit an, daß er mich neun und zwanzig Tage lang, vom Neumond an gerechnet, jedesmal Morgens vor Sonnenaufgang an den Euphrat führte und abwusch, indem er mit dem Gesichte gegen Osten gekehrt ein langes Gebet hersagte, wovon ich übrigens nicht viel verstanden habe. Denn er haspelte es, wie die schlechten Ausrufer in den Kampfspielen thun, in einem undeutlichen und leyernden Tone ab; nur war es mir, als ob er damit gewisse Geister citirte. Wenn nun diese Formel beendigt war, so spuckte

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0292.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)