Seite:Lucians Werke 0297.jpg

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die nicht bedenken, wie hinfällig sie und ihre Güter sind, ist ihm ein Gräuel. Da standen sie nun, entkleidet aller jener glänzenden Außendinge, ihres Reichthums, ihres Adels, ihrer Herrschergewalt, hefteten die Blicke zur Erde, und überdachten noch einmal den Traum ihrer frühern Herrlichkeit. Ich hatte meine Lust an diesem Anblicke, und wo ich einen derselben im Leben gekannt hatte, diesem näherte ich mich ganz sachte, und erinnerte ihn, was er auf Erden gewesen, wie hoch er damals den Kopf getragen, wie viele Leute alle Morgen vor seiner Pforte gestanden, und sich alle Grobheiten von seinem Hausgesinde hätten gefallen lassen, um den Augenblick zu erwarten, wo er sich endlich mit Purpur, Gold und buntem Schimmer überdeckt vor ihnen sehen ließ, und diese Aufwartenden glückselig zu machen glaubte, wenn er ihnen seine Brust oder seine Hand zum Kusse darbot. Mit diesen und ähnlichen Reden ärgerte ich sie nicht wenig.

13. Ein einziges Mal hat jedoch Minos nach Gunst entschieden. Der Sicilische Despot Dionysius war von Dion vieler schwerer Verbrechen angeklagt worden, und auch sein Schatten hatte gegen ihn gezeugt, und es war schon an dem, daß er gebunden der Chimäre vorgeworfen werden sollte, als Aristipp aus Cyrene, der dort unten in großem Ansehen steht und sehr vielen Einfluß hat, herbeikam und ihn der Verdammniß durch die einzige Aussage entriß, Dionysius hätte sich um viele Gelehrte durch seine Freigebigkeit verdient gemacht.

14. So gut wir uns hier in der Nähe des Richterstuhles unterhielten, so giengen wir doch weiter, um auch den Ort der Strafen zu sehen. Hier, Freund, ist erst viel des

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)