Seite:Lucians Werke 0315.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

9. Merkur. Das ist Cyrus, des Cambyses Vater, der die Herrschaft, welche die Medier so lange besessen, auf die Perser gebracht, erst kürzlich die Assyrer besiegt, und Babylon erobert hat. Und nun ist er, wie es scheint, im Begriffe, nach Lydien zu ziehen, um mit Ueberwindung des Crösus Herr von ganz Asien zu werden.

Charon. Crösus? wo ist denn der?

Merkur. Siehst du dort unten die große Festung mit der dreifachen Mauer? Das ist Sardes: dort sitzt Crösus, wie du siehst, auf einem goldenen Stuhle und spricht eben mit Solon aus Athen. Wollen wir hören, was sie sprechen?

Charon. Recht gerne!

10.

Crösus. Du hast nun meinen Reichthum gesehen,
„Athenischer Fremdling, meine Schatzkammern,
„die ganze Menge ungeprägten Goldes, die ich besitze,
„und alle meine übrigen Kostbarkeiten – nun
„sage mir, welchen hältst du unter allen Sterblichen
„für den Glücklichsten.“

Charon. Was wird Solon hierauf antworten?

Merkur. Sey ohne Sorgen: gewiß nichts Gemeines.

Solon. O Crösus! die Glücklichen sind selten.
„Von denen, die ich kenne, schienen mir Cleobis
„und Biton es am meisten geworden zu seyn, die
„beiden Söhne der argivischen Priesterin.“

Charon. Ach, er spricht von den beiden Jünglingen, die neulich zu gleicher Zeit starben, nachdem sie sich vor den Wagen ihrer Mutter gespannt, und sie bis vor den Tempel gezogen hatten.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0315.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)