Seite:Lucians Werke 0320.jpg

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Merkur. Das ist Tomyris. Diese wird dem Cyrus den Kopf abhauen, und in einen mit Blut gefüllten Schlauch werfen. Siehst du auch den Jüngling dort, den Sohn des Cyrus? das ist Cambyses. Dieser wird dem Vater in der Regierung nachfolgen, und nach tausend Unfällen in Libyen und Aethiopien, sein Leben endlich im Wahnsinn enden, weil er den Apis getödtet hat.

Charon. O der närrischen Geschöpfe! Wer kann aber den Hochmuth ansehen, mit welchem sie heute auf alle Andern herabschauen? Und wer sollte glauben, daß der Eine in Kurzem ein Gefangener seyn, der Andere seinen Kopf in einem Schlauche voll Blut stecken haben werde?

14. Wer ist aber jener Mann, Merkur, in dem Purpurmantel mit der goldenen Spange, und mit dem Diadem auf dem Haupte, dem sein Koch einen Ring überreicht, den er so eben beim Aufschneiden eines Fisches gefunden,

Dort auf umflutheter Insel, ein König rühmt er zu seyn sich?[1]

Merkur. Schön homerisirt, lieber Charon! Der Mann, den du siehst, ist Polycrates, Herr von Samos. Er hält sich für vollkommen glücklich: allein der Aermste wird mit Einem Male von der Höhe seines Glücks herabstürzen: sein Sclave, der dort neben ihm steht, Mäandrius, wird ihn an den Satrapen Orötes verrathen, und von diesem wird er an’s Kreuz geschlagen werden. Auch dieses habe ich von der Clotho gehört.


  1. Zum Theil zusammengeflickt aus Odyss. I, 50 und 180.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0320.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)