Seite:Lucians Werke 0326.jpg

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euch kann etwas davon im Tode mit sich nehmen; Jeder muß nackt und bloß davon, und sein Haus, sein Geld, seine Güter kommen von einem Herrn auf den andern.“ Wenn ich dieses und Aehnliches recht vernehmlich ihnen in die Ohren schreien würde, glaubst du nicht, die Menschheit hätte großen Nutzen davon, und würde um Vieles vernünftiger werden?

21. Merkur. O ehrlicher Charon, du weißt nicht, wie fest ihnen der Unverstand und der Selbstbetrug die Ohren verstopft haben: man könnte sie mit keinem Bohrer öffnen. Ist es doch, als hätten sie eben so viel Wachs darin, als einst Ulysses aus Furcht vor dem Sirenengesang seinen Gefährten einstopfte. Sie würden dich also nicht vernehmen, und wenn du zum Bersten schreien wolltest. Denn was bei euch ein Trunk aus der Lethe vermag, das bewirkt bei ihnen der Unverstand. Doch giebt es einige Wenige unter ihnen, die kein Wachs in den Ohren haben, und die, ihrer natürlichen Neigung zur Wahrheit folgend, die menschlichen Dinge scharf durchschauen und für das erkennen, was sie sind.

Charon. Nun, so will ich wenigstens meinen Zuruf an diese richten.

Merkur. Es wäre überflüssig, ihnen zu sagen, was sie schon wissen. Siehst du nicht, wie sie sich von der Menge absondern, wie sie das allgemeine Thun und Treiben verlachen, und weit entfernt, ein Gefallen an diesen Dingen zu haben, offenbar nur darauf denken, sich aus der Welt zu euch zu flüchten? zumal da sie von Andern nur gehaßt sind, weil sie den Leuten ihre Thorheiten unter die Augen halten.

Charon. Herrliche Leute! Nur Schade, daß ihrer so wenige sind.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)