Seite:Lucians Werke 0337.jpg

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mit der Namenähnlichkeit beweist; der Argiver die Juno, der Mygdonier die Rhea, der Paphier die Venus. Die Creter aber rühmen sich nicht nur, daß Jupiter bei ihnen geboren und erzogen worden, sondern wissen sogar auch sein Grab zu zeigen, und wir Alle waren seit so langen Zeiten einfältig genug, uns einzubilden, Jupiter sey immer noch der alte Donnerer, Wolkenverwalter und Weltregierer, und wußten nicht, daß er längst gestorben ist und in Creta begraben liegt.

11. Damit aber diese Götter nicht ohne Haus und Heerd wären, erbaute man ihnen Tempel, und stellte ihre Bilder hinein, zu deren Verfertigung man die Praxiteles, Phidias und Polyclete zu Hülfe rufen mußte. Der Himmel weiß, wo diese die Originale zu Gesicht bekamen: genug sie bilden uns den Jupiter mit einem starken Barte, den Apoll in ewiger Jugend, den Merkur als reifern Jüngling, den Neptun dunkelgelockt, die Minerva mit großen Eulenaugen. Und nun geht man in den Tempel und sieht nicht mehr das Indische Elfenbein und das Gold aus den Thracischen Bergwerken, sondern den leibhaften Sohn des Saturn und der Rhea, wie ihn Phidias auf die Erde gebannt, und ihm befohlen, das einsame Pisa zu hüten, wo er zufrieden seyn muß, wenn ihm alle fünf Jahre der Eine oder der Andere bei Gelegenheit der Olympischen Spiele ein Opfer darbringt.

12. Wenn man nun ein Opfer darbringen will, so werden Gefäße mit Weihwasser rings um den Altar gestellt, die Formel, welche den Profanen sich zu nähern verbietet, feierlich ausgesprochen, und hierauf das Thier herbeigeführt. Der Landmann bringt einen Pflugstier, der Schäfer ein Lamm,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0337.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)