Seite:Lucians Werke 0370.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Plato. Ja, beim Jupiter! Euripides selbst sagt ja:

Ungezügelter Zunge, und
Frevelnder Thorheit Ende ist
Verderben – – [1]

4. Lucian. Nun denn! weil es bei euch unwiderruflich beschlossen ist, daß ich sterben soll, und kein Mittel zu meiner Rettung mehr vorhanden ist, so sagt mir doch wenigstens: wer seyd ihr, und worin besteht der unersetzliche Schaden, den ich euch zugefügt haben soll, und worüber ihr so unerbittlich gegen mich aufgebracht seyd, daß ihr mich sogar zum Tode führen wollt?

Plato. Frage dich selbst, heilloser Schuft, was du uns gethan hast, und frage dein sauberes Geschreibe. Hast du nicht die Philosophie selbst gelästert, und uns Allen den größten Schimpf angethan, indem du uns weise und – was die Sache noch ärger macht – freie Männer als Sclaven öffentlich feil bieten lässest? Im gerechten Unwillen darüber habe ich, und Chrysipp, Epikur, Aristoteles, der verschwiegene Pythagoras, Diogenes, und alle Uebrigen, die du in jener Schrift so schmählich durchgezogen, von Pluto auf einige Zeit Urlaubs genommen, und sind heraufgekommen, um dich zur Strafe zu ziehen.

5. Lucian. Nun athme ich wieder auf. Ihr werdet mir nichts am Leben thun, sobald ihr meine Gesinnung gegen euch werdet kennen gelernt haben. Werfet nur eure Steine wieder weg, – oder nein, behaltet sie vielmehr: ihr werdet sie wohl brauchen können gegen die, welche es verdienen.


  1. Bacchantinnen v. 385. ff.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0370.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)