Seite:Lucians Werke 0384.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unwillkührlich entlockt wird. Wohlan also, sey unser Wortführer, und sage in unser Aller Namen, was zu sagen ist. Rufe dir alle jene Mittel in’s Gedächtniß zurück, deren du dich gegen deine sophistischen Gegner Gorgias, Polus, Prodicus, Hippias bedientest, und lasse sie hier vereint wirken. Denn dieser Gegner ist gefährlicher, als alle. Streue das Salz der Ironie auf deine Rede, und rücke dem Feinde mit deinen spitzigen, und aneinander geketteten Fragen zu Leibe. Auch kannst du ja, wenn du es für gut hältst, jene Stelle vom geflügelten Wagen des Jupiter’s anbringen,[1] und den Gott in vollem Grimme heranfahren lassen, wofern dieser Bursche nicht zur Strafe gezogen würde.

23. Plato. Nicht doch: wir brauchen dießmal einen heftigern Redner, als ich bin, zum Beispiel einen Diogenes, Antisthenes, Krates, oder dich selbst, Chrysippus. Denn es ist hier nicht der Ort für einen schönen und ausgearbeiteten Vortrag: wir müssen vielmehr einen Sprecher haben, der darauf eingerichtet ist, unsern Gegner auf gut advokatisch in die Enge zu treiben. Denn Freymund ist ein gewaltiger Wortemacher.

Diogenes. Ich will die Anklage übernehmen: ich glaube nicht, daß eine Rede dazu erforderlich seyn wird. Mich hat er schwerer als alle Andern beleidigt, da er mich neulich um zwei Obolen ausbieten ließ.

Plato. Philosophie, Diogenes wird in unserem Namen sprechen. – Vergiß aber nicht, mein Freund, daß du


  1. Anspielung auf die dichterische Stelle im Phädrus § 56.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0384.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)