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42. Hilf Himmel! wie voll schon der Weg zur Burg herauf ist! Wie das wimmelt! Wie sich das drängt und stößt, so wie von zwei Minen etwas verlautet! Einige steigen an der Pelasgischen Mauer, Andere am Tempel des Aesculap, noch Mehrere am Areopag, Einige selbst am Grabmal des Talos herauf: ja Einige haben sogar am Dioskurentempel Leitern angelegt, und klettern nun mit Gesumse, wie ein Bienenschwarm heran. Von daher und dorther erscheinen

Tausende, gleich wie Blätter und knospende Blumen im Frühling.[1]

In wenig Augenblicken ist die Burg voll. Mit Geschnatter nehmen sie ihre Plätze ein. Allenthalben sieht man nichts als Ranzen, Bärte, Kriecherey, Unverschämtheit, Knotenstöcke, Gefräßigkeit, Syllogismen, Geldhunger. Die Wenigen, welche auf den ersten Ausruf heraufgekommen waren, sind unter der Menge verschwunden, und wie könnte man sie herausfinden, da ihr Aeußeres von dem der Uebrigen so gar nicht verschieden ist? Das ist denn doch nicht recht, Philosophie, und darüber könnte man dir sehr gegründete Vorwürfe machen, daß du den Bessern kein besonderes Unterscheidungszeichen ertheilest: denn gar oft sehen bloße Gleisner ächten Philosophen weit ähnlicher, als die, welche es wirklich sind.

Philosophie. Dafür soll nun bald gesorgt werden! Nun aber müssen wir diesen hier Gehör geben.

43. Platoniker. Wir Platoniker müssen unsern Theil zuerst haben.


  1. Il. II, 468.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0399.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)