Seite:Lucians Werke 0402.jpg

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führen, Bekanntschaft machen. Wer sich ihm dann als ächten Jünger der Weisheit erprobt, den soll er mit einem Oelzweig kränzen, und in das Prytaneum[1] führen. Wo er aber auf einen dieser heillosen Maul-Philosophen stößt, deren es nur zu Viele giebt, dem soll er den Mantel vom Leibe reißen, den Bart mit der Schaafscheere auf der Haut abscheeren, und ein Merkzeichen auf die Stirne stechen oder zwischen den Augbraunen einbrennen, und zwar soll das Brenneisen die Gestalt eines Fuchses oder Affen haben.

Philosophie. Vortrefflich, liebe Wahrheit! Und die Probe, Freymund, sey derjenigen ähnlich, welche die Adler mit ihren Jungen an der Sonne anstellen: aber anstatt sie wie diese gegen das Licht blicken zu lassen, halte ihnen Gold, Ansehen und Wollust vor die Augen; und wen du darüber wegschauen und von dem Anblicke nicht angezogen werden siehst, der ist’s, den du mit dem Oelzweige zu krönen hast. Wer aber mit den Augen auf jene Dinge starrt, und mit den Händen nach dem Golde fährt, den ergreife, und lasse ihm den Bart abscheeren und das Brandmal aufdrücken.

47. Freymund. Es soll geschehen nach deinem Gefallen, Philosophie: bald werden dir Solche, die Füchse und Affen auf der Stirne tragen, in Menge begegnen, aber nur Wenige, die Kränze haben. Wenn es euch genehm ist, will ich gleich jetzt Etliche von Jenen heraufholen.

Philosophie. Wie? Du willst die Entflohenen herbeischaffen?


  1. Um dort auf öffentliche Kosten unterhalten zu werden, eine Ehre, die nur den verdientesten Staatsbürgern widerfuhr.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0402.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)