Seite:Lucians Werke 0431.jpg

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jammern? Es ist nicht erlaubt, daß Einer, ohne zu weinen, herüber schiffe.

Micyllus. Laß mich, Merkur: ich wüßte wahrlich nicht, warum ich jammern sollte. Die Fahrt geht ja so herrlich von statten.

Merkur. So seufze doch wenigstens ein bischen: es ist ja nur des Brauches wegen.

Micyllus. Weil du es so haben willst. Merkur, so will ich denn auch eine Weheklage erheben. „Ach! Ach! wenn ich nur meine Leberflecke wieder hätte! O meine alten Pantoffeln! Hu, hu, hu, meine abgetragenen Schuhe! O ich Unglücklicher: so soll ich also nicht mehr vom Morgen bis in den späten Abend ungegessen bleiben, soll des Winters nicht mehr barfuß und halbnackt umherlaufen, nicht mehr frieren, daß mir die Zähne klappern! Ach! Wer wird meinen Kneif, Wer meinen Pfriem erhalten!“ – Ist’s recht so? – Aber siehe, wir sind schon ganz nahe am Ufer.

21. Charon. He! vorerst muß das Fährgeld bezahlt werden! – Nun ist die Reihe auch an dir: ich habe es bereits von Allen. Hörst du, Micyll, meinen Obolus!

Micyllus. Du spaßest, Charon; das hieße leeres Stroh dreschen, von Micyll einen Obolus eintreiben wollen. Kurz und gut, ich weiß nicht, ob ein Obolus rund oder viereckigt ist.

Charon. Schön! Das nenne ich einmal eine einträgliche Fahrt! Nun so steigt aus, damit ich die Pferde, Ochsen, Hunde und übrigen Thiere holen kann: denn die müssen heute auch noch herüber.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0431.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)