Seite:Lucians Werke 0449.jpg

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deren nicht Wenige, welche hierin eine ganz besondere, über die gewöhnlichen Menschen sie hoch emporhebende, Auszeichnung erblicken: wiewohl ich für meinen Theil gestehe, daß ich nicht einmal der Hausgenosse des Kaisers selbst seyn und dafür mich ansehen lassen möchte, wenn ich außer dieser Ehre sonst keinen Vortheil davon haben sollte.

10. Wir wollen nun sehen, mein Timokles, was diese Leute sich gefallen lassen müssen, ehe sie die gewünschte Aufnahme in ein vornehmes Haus finden; sodann was sie erleiden, wenn sie drinn sind; und endlich, was eine solche Laufbahn gewöhnlich für ein Ende nimmt.

Man kann in der That nicht sagen, eine solche Stelle sey in demselben Grade, in welchem sie lästig ist, auch leicht zu erhalten, und man dürfe, statt aller weitern Bemühung, nur wollen, dann werde sich alles Uebrige von selbst machen. Im Gegentheile, es kostet viel Laufens und eines unausgesetzten Aufwartens vor der Thüre. Morgens mit dem frühsten muß man aufstehen, warten, sich hin und her stoßen, ausschließen, von einem Syrischen Thürhüter anschnarren und sich „zudringlich“ und „unverschämt“ schelten lassen, und sich unter die Willkühr eines Afrikanischen Nomenclator’s stellen, den man dafür noch bezahlen muß, daß er sich den rechten Namen vormerkt. Auch auf die Kleidung muß ein die Kräfte übersteigender Aufwand gemacht werden, um seinen Aufzug mit dem Rang Dessen, dem man den Hof macht, in einiges Verhältniß zu setzen: man muß die Farben wählen, welche der große Herr liebt, um nicht abzustechen, und ihm nicht widrig aufzufallen: man muß ihn unverdrossen allenthalben begleiten, oder vielmehr von seinen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0449.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)