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Bedienten sich voranschieben lassen, und seine Begleitung vollzählig machen helfen. Und bei dem Allem können viele Tage nach einander vergehen, ohne daß er dich nur angesehen hat.

11. Und wenn es dir auch einmal recht gut geht, und er nimmt dich gewahr, ruft dich herbei und richtet irgend eine Frage, wie sie ihm gerade vor den Mund kommt, an dich: so bist du bestürzt, kommst in die größte Verlegenheit, der Angstschweiß bricht dir aus, es schwindelt dir vor den Augen, du zitterst gerade im wichtigsten Augenblicke, und bist das Gelächter aller Umstehenden. Zum Beispiel er fragt dich: wie hieß der König der Achäer?[1] so muß er diese Frage mehreremal wiederholen, bis du endlich in der Verwirrung sagst: „Tausend hatten sie,“ weil du meinst, er hätte nach der Zahl ihrer Schiffe gefragt. Das nennen nun freilich die Gutdenkenden Schüchternheit, bei Herzhaften heißt es Zaghaftigkeit; aber Die dir übel wollen, sehen darin Mangel an Bildung und Lebensart. Du bist in Verzweiflung, daß der erste Anlaß, wo die Gnade des Herrn sich dir zuzuwenden schien, so mißlich ausgeschlagen, entfernst dich, und machst dir die bittersten Vorwürfe über deine thörichte Verzagtheit. Und wenn du nun

– – – genug unruhiger Nächte durchwachet,
Auch der blutigen Tage genug[2]

geharret hast (freilich nicht um eine Helena, noch auch eines Priamus starke Feste, sondern um die gehofften fünf Obolen


  1. Agamemnon.
  2. Il. IX, 325. f.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0450.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)