Seite:Lucians Werke 0452.jpg

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mit anhören muß, wie die Stimmen über seine Kenntnisse noch obendrein getheilt sind! Bis man sich darüber vereinigt, ist dein bisheriger Lebenswandel der Gegenstand sehr geschäftiger Nachforschung. Man befragt deine Landsleute, deine Nachbarn; und wenn Einer derselben aus Mißgunst oder aus irgend einem unbedeutenden Anlasse übel gegen dich gestimmt, aussagt, z. B. du wärest den Eheweibern oder den schönen Knaben gefährlich, so nimmt man das für baare Münze;[1] sagen aber Alle und Jede nichts als Rühmliches von dir, so ist ein so einstimmiges Zeugniß zweideutig und erregt den Verdacht der Bestechung. Du siehst also, es müssen viele glückliche Umstände zusammentreffen; es darf auch nicht Eine Beziehung gegen dich seyn, oder es kann dir unmöglich glücken.

Doch – es sey: es ging Alles nach Wunsch und über alle Erwartung glücklich: der Große hat deine Leistungen gut gefunden, und die ausgezeichnetsten seiner Freunde, auf deren Urtheil er hierin am meisten baut, haben ihn darin bestärkt: seine Gemahlin will dir wohl, der Haushofmeister und der Verwalter sind dir wenigstens nicht entgegen, kein Mensch hat an deinem Lebenswandel Etwas auszusetzen: kurz Alles ist günstig, von allen Seiten stellen sich die Auspicien vortrefflich.

13. Du hast gesiegt, glücklicher Sterblicher! Du hast den olympischen Kranz errungen, ja vielmehr es ist, als ob du Babylon erobert, und Sardis hohe Burg eingenommen


  1. Im Original steht sprüchwörtlich: „so ist Dieß ein Zeugniß aus Jupiter’s Schreibtafel,“ d. h. ein unumstößliches.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0452.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)