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Bacchanalien gefeiert. Und nun vollends die blühenden Jungen, die dich bedienen, und so süß dich anlächeln, welch eine reizende Zukunft malen sie dir! Und so schwebt dir beständig jenes Wort der Trojischen Greise bei Homer vor, die bei’m Anblick der Helena ausriefen:

Tadelt nicht die Troër und hellumschienten Achäer,
Die um ein solches Weib so lang ausharren im Elend.[1]

Eben so wenig, denkst Du, war es auch dir zu verargen, um eines solchen Götterlebens willen Vieles zu thun und zu dulden.

Nun geht das Zutrinken an. Der Hausherr hat sich einen der größten Pokale reichen lassen, und es dem „gelehrten Herrn,“[2] oder wie er dich sonst betiteln mag, zugebracht. Du empfängst den Becher aus seiner Hand, weißt aber nicht, was du dazu sagen mußt, und so hast du auf’s Neue die Meinung von dir erregt, daß du ein Mensch ohne Lebensart seyst.

17. Gleichwohl hat dieses gnädige Zutrinken die Mißgunst einiger ältern Hausfreunde rege gemacht, welche gleich anfangs der Platz, den man dir angewiesen, verdrossen hatte. Man kann es nicht verwinden, daß ein Mensch, der heute erst in’s Haus kam, sogleich Männern vorgezogen werden soll, welche schon so viele Jahre im Dienste ausgehalten hatten. Da fallen denn Aeußerungen unter ihnen, wie folgende: „das fehlte noch zu den vielen andern Widerwärtigkeiten, daß wir solchen


  1. Iliade III, 156 f.
  2. Διδάσκαλος ist hier für die Griechischen Leser just Das, was für einen Theil der Deutschen: “Herr Magister!“
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0456.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)