Seite:Lucians Werke 0463.jpg

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dich an einen Ort zu begleiten, wo eine so unwürdige und erniedrigende Behandlung deiner wartet. Es ist nun einmal nicht anders – und hörtest du das Wort noch so ungerne – du wirst ein Sclave seyn, und nicht bloß Eines Herren, sondern vieler Herren Sclave; wirst Knechtsdienste thun mit gekrümmtem Rücken von Morgen bis an den Abend,

– – gedungen für schmähliche Löhnung.[1]

Und da du in der Knechtschaft nicht aufgewachsen bist, sondern in deinem bereits vorgerückten Alter von ihr in die Schule genommen wirst, so kann es nicht fehlen, dein Herr erhält nicht einmal eine günstige Meinung von deiner Brauchbarkeit, und wird nur einen geringen Werth auf dich legen. Denn Was dich untüchtig macht, ist, daß dir von Zeit zu Zeit deine freie Geburt wieder einfällt: du stellst dich dann zuweilen ungeberdig, und eben darum fällt dir deine Sclaverei nur um so unerträglicher. Es wäre denn, daß du meintest, zur Freiheit gehöre bloß, keinen Pyrrhias oder Zopyrion[2] zum Vater zu haben, und nicht wie ein gemeiner Bithynischer Knecht von einem Ausrufer mit lautem Geschrei ausgeboten worden zu seyn. Allein, wenn der Zahltag da ist, und mein Freund steht in Mitten der Pyrrhiasse und Zopyrionen, und streckt nicht anders als die übrigen Sclaven seine Hand aus, um seinen Monatslohn in Empfang zu nehmen: wie da, mein Lieber? Heißt das nicht etwa sich selbst


  1. Das Original ist Parodie des Schlusses von Odyssee XIX. 541.
  2. Sclavennamen.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0463.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)