Seite:Lucians Werke 0475.jpg

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mir also, du wirst mir keinen kleinen Gefallen thun, wenn du das allerliebste Hündchen, das mir so sehr am Herzen liegt, in deine Obhut nehmen willst.“ Daß sie ihre Bitten nicht noch mit Thränen begleitete, war Alles; und so konnte Thesmopolis nicht anders, als ihr versprechen, es zu thun. Das war denn die lustigste Scene von der Welt, wie das Hundegesichtchen aus seinem Mantel unter dem langen Barte hervorguckte, während der gute Mann einmal um das andere angepißt wurde (ein Umstand, dessen er freilich nicht erwähnte), und wie es nach Maltheser-Art mit seinem hellen Stimmchen belferte, und den Philosophen-Bart beleckte, an welchem vielleicht hier und da noch einige Spuren von der gestrigen Abendmahlzeit hängen geblieben waren. Sein Reisegefährte, der Cinäde, der gewöhnlich über der Tafel seine lustigen Einfälle auf Kosten der Gäste preisgab, ergriff nun die nächste Gelegenheit, seinen Witz auch an Thesmopolis auszulassen, indem er sagte: „An Thesmopolis habe ich weiter Nichts auszusetzen, als daß er uns neulich aus einem Stoiker ein Cyniker [Hundephilosoph] geworden ist. Man sagt sogar, die Hündin hätte in seinem Philosophen-Mantel Junge geworfen.“

35. Solcher Muthwille, oder vielmehr Uebermuth wird mit den guten Hausgelehrten getrieben, die man allmählig daran gewöhnt hat, sich Alles gefallen zu lassen. Ich kenne einen gewissen Rhetor, einen Mann von Geist, der einst aufgefordert wurde, über der Tafel eine Rede aus dem Stegreif zu halten. Er that es; und, wirklich war sein Vortrag nichts weniger als ungeschickt, sondern im Gegentheil sehr kraftvoll und gediegen. Als er zu Ende war, ertönte lauter Beifall,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0475.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)