Seite:Lucians Werke 0523.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Hermotimus. Durchaus nicht: rede frei, es sey was es wolle.

Lycinus. Siehst du, liebster Freund, ich wollte wohl, aber – ich habe das Herz nicht.

Hermotimus. Warum denn nicht? Muth gefaßt, mein Bester! Wir sind ja unter uns.

9. Lycinus. Alles, was du mir da erzähltest, lieber Hermotimus, hörte ich mit vieler Aufmerksamkeit an, und glaubte wirklich, daß es so sey, wie du sagtest, und daß jene Leute weise und rechtschaffene Männer würden, und so weiter. Und in der That, deine Schilderung machte einen lebhaften Eindruck auf mich. So wie du aber hinzusetztest, auch den Reichthum, den Ruhm, die Wollust verachteten sie, und wären nicht mehr im Stande, sich zu erzürnen, oder sich zu betrüben, da, lieber Freund – und das gestehe ich dir unter vier Augen – da stutzte ich, und erinnerte mich unwillkührlich an Etwas, das ich einen Gewissen neulich habe thun sehen – soll ich sagen Wen? oder thut der Name nichts zur Sache?

Hermotimus. Der Name ist nichts weniger als gleichgültig: nenne ihn immer.

Lycinus. Je nun – es war dein eigener Meister, übrigens ein Mann, der schon wegen seiner grauen Haare, und überhaupt alle Achtung verdient.

Hermotimus. Und was that er denn?

Lycinus. Du kennst ja den Fremden aus Herakléa, der schon seit geraumer Zeit seine Schule besuchte? Ich meine den Rothkopf, den Zänker.

Hermotimus. Ja wohl kenne ich ihn: Dio heißt er.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 523. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0523.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)