Seite:Lucians Werke 0524.jpg

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Lycinus. Dieser hatte ihm vermuthlich das Lehrgeld nicht zu rechter Zeit bezahlt. Da kriegte ihn der Meister zu packen, schlang ihm seinen Mantel um den Hals, und schleppte ihn im grimmigsten Zorne und unter lautem Geschrei vor die Obrigkeit. Und hätten nicht einige seiner umstehenden Bekannten den jungen Menschen ihm aus den Händen gerissen, glaube sicherlich, der Alte wäre ihm mit den Zähnen in die Nase gefahren; so wüthend war er.

10. Hermotimus. Dio ist ein schlechter Mensch von jeher; vom Bezahlen will der Undankbare gar nichts wissen. Alle die vielen Schuldner, denen der Meister auf Zinsen geborgt hat, erfuhren von ihm nie eine solche Behandlung: das macht, sie bezahlen ihm auch die Zinsen richtig und auf den Tag.

Lycinus. Aber, mein Bester, gesetzt, sie zahlten nicht, wie da? wiewohl, die Weisheit hat ihn ja ausgeläutert; es wird ihn also wohl nicht kümmern, da er der Dinge nicht mehr bedarf, die er auf dem Oeta zurückließ?

Hermotimus. Meinst du denn, es sey ihm dabei um sich selbst zu thun, wenn er sich mit Geldsachen befaßt? Er hat noch unerzogene Kinder, für die er sorgen muß, daß sie in Zukunft keinen Mangel leiden.

Lycinus. Seine Schuldigkeit wäre, auch diese auf die Tugendhöhe zu führen, damit sie bei Verachtung des Reichthums so glücklich wären, als er selbst ist.

11. Hermotimus. Ich habe jetzt keine Zeit, Lycinus, mich hierüber mit dir einzulassen. Ich eile jetzt in seinen Hörsaal: sonst könnte ich in Gefahr kommen, seinen Vortrag ganz und gar zu versäumen.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 524. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0524.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)