Seite:Lucians Werke 0529.jpg

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welcher du damals warst, und was ich gegenwärtig noch bin, nämlich als bloßer Laie.

Hermotimus. Ich verstehe nicht recht, was du willst, Lycinus.

Lycinus. Gleichwohl ist diese Frage so undeutlich nicht, sollte ich meinen. Da der Philosophen so Viele sind, ein Plato, ein Aristoteles, ein Antisthenes, und eure eigenen Vorfahren, ein Chrysipp und Zeno und die Uebrigen, so viel ihrer sind, welche Rücksicht hat dich bestimmt, mit Vorbeigehung alles Uebrigen gerade die Grundsätze anzunehmen, die du angenommen hast, und in diesem Geiste zu philosophiren? Hat dich etwa der pythische Apoll (wie einst den Chärephon zu Sokrates) zu den Stoikern gewiesen, und sie für die Weisesten aller Weisen erklärt? Denn es ist so seine Weise, den Einen zu diesem, den Andern zu jenem philosophischen Systeme zu rathen, indem er, wie ich mir vorstelle, das für Jeden Angemessene zu beurtheilen weiß.

Hermotimus. So ist’s nicht, Lycinus: ich hatte den Gott nicht darüber befragt.

Lycinus. Wie, die Sache schien dir nicht wichtig genug, um den Rath des Gottes einzuholen? oder trautest du dir wohl selbst die hinlängliche Einsicht zu, um das Rechte zu erwählen?

Hermotimus. Das Letztere, ich gestehe es.

16. Lycinus. Nun so theile auch mir vor allen Dingen das Merkmal mit, an welchem ich gleich anfangs die beste und wahrste Philosophie erkennen kann, welche ich mit Uebergehung aller übrigen zu erwählen habe.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0529.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)