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Lycinus. Aber vermuthlich nicht ihre philosophischen Gegner?

Hermotimus. O nein.

Lycinus. Also waren es bloß die Laien, welche es sagten?

Hermotimus. Ja, diese.

Lycinus. Nun siehst du, wie du wieder nicht bei der Wahrheit bleibst, sondern mich zum Besten haben willst. Glaubst du denn einen Menschen vor dir zu haben, der Schöps genug wäre, zu glauben, Hermotimus, ein verständiger Mann von vierzig Jahren, hätte dem Urtheile der Laien über Philosophie und Philosophen ein blindes Vertrauen geschenkt, und in der Würdigung[1] und Wahl des bessern Theils von solchen Aeußerungen sich leiten lassen? Nein, Freund, dergleichen werde ich dir nun und nimmermehr glauben.

18. Hermotimus. Aber siehst du, Lycinus, ich habe ja nicht bloß auf das Urtheil Anderer mich verlassen, sondern zugleich auch auf mein eigenes. Ich sah sie in anständiger Tracht und mit so vieler Würde einhergehen, immer in tiefen Gedanken und festen, männlichen Blickes, die Meisten bis auf die Haut geschoren: ich sah an ihnen eben so wenig Weichlichkeit als jene widerliche Vernachlässigung des Aeussern, welche den Narren und Cyniker bezeichnet; sondern sie hielten sich hierin auf der Mittelstraße, welche ja allenthalben und allgemein für die beste gilt.


  1. ᾿Αζίωσιν nach Lehmann’s Vorschlag.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 531. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0531.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)