Seite:Lucians Werke 0537.jpg

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ich mochte damals ungefähr fünf und zwanzig Jahre zählen. Hätte ich mich doch überreden lassen! Vielleicht wäre ich jetzt schon nahe an den Vorstädten, oder wohl gar am Thore. Unter vielem Anderen sagte er mir, wenn ich mich recht erinnere, auch Folgendes von dieser Stadt: „sie wird von lauter Eingewanderten und Fremden bewohnt; Eingeborne hat sie nicht, wohl aber Bürger aus allen Gegenden und von aller Art, Barbaren, Sclaven, Bucklichte, Zwerge, Bettler;[1] kurz, zum Bürgerrecht gelangt Jeder, der nur will. Denn es ist dort gesetzlich, bei der Aufnahme nicht auf Vermögen, Tracht, Größe, Schönheit, Herkunft und Ahnen zu sehen. Im Gegentheile, solche Dinge gelten gar nichts bei ihnen; sondern, um Bürger zu werden, genügt es, ein verständiger, thätiger, beharrlicher Mann zu seyn, der Liebe zum Sittlichschönen im Herzen trägt, und sich von den Schwierigkeiten, die ihm auf seinem Wege aufstoßen, nicht muthlos machen läßt. Wer also diese Eigenschaften bethätigt, und rastlos fortwandert bis zur Stadt, wird dadurch auf der Stelle zum Bürger, und genießt, er sey wer er wolle, gleicher Ehre und Rechte wie alle Uebrigen. Denn die Unterschiede: vornehm und gering, geadelt und gemein, Sklaven und Freigeborne, finden dort gar nicht Statt; ja man hört diese Worte nicht einmal aussprechen.“

25. Hermotimus. Siehst du also, Lycinus, daß meine Bemühungen auf ein sehr wesentliches und wichtiges

Anmerkungen

  1. Anspielung auf einige Philosophen, die in diese Rubriken gehörten, z. B. Anacharsis, Epiktet, Antisthenes, Crates u. A. Wieland.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 537. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0537.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)