Seite:Lucians Werke 0538.jpg

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Gut gerichtet sind, wenn ich mich bestrebe, der Bürger einer so schönen und glücklichen Stadt zu werden?

Lycinus. Auch ich brenne von dieser Begierde, mein guter Hermotimus, und nichts in der Welt ist, das ich mir lieber wünschen möchte. Läge doch diese Stadt näher und ausgebreitet vor aller Augen, glaube mir, ich hätte sie sogleich, ohne mich einen Augenblick zu besinnen, betreten, und wäre längst schon Bürger daselbst. Allein da sie, nach deiner und des alten Sängers Hesiod Versicherung, sehr ferne abliegt, so muß man sich erst nach dem rechten Wege und nach einem tüchtigen Führer umsehen. Meinst du nicht?

Hermotimus. Allerdings: wie könnte man anders an’s Ziel kommen?

Lycinus. Nun giebt es dir zwar, wenn es auf’s bloße Versprechen ankommt, Wegweiser im Ueberfluß, welche Alle behaupten, die rechte Straße am besten zu kennen. So viel ihrer sind, die ihre Dienste anbieten, Alle wollen sie eingeborne Bürger jener Stadt seyn. Allein der Weg ist nicht, wie es seyn sollte, ein und derselbe, sondern es sind der Pfade viele und von der verschiedensten Beschaffenheit und Richtung. Denn der Eine führt dich gegen Abend, ein Anderer gegen Morgen, ein Dritter gegen Mitternacht, ein Vierter gerade gegen Mittag. Einer der Wege zieht sich durch üppige Matten, angenehme Gärten und schattigtes Gehölze an kühlenden Quellen vorbei: da wandelt sich’s lustig und ohne alles Hinderniß und Beschwerde. Ein anderer hingegen ist rauh, steinigt, beständig der Sonne ausgesetzt, und verspricht dem Pilger nichts denn Durst und Ermattung. Gleichwohl

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 538. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0538.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)