Seite:Lucians Werke 0539.jpg

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behauptet man von dem einen wie von dem andern dieser, nach so ganz entgegengesetzten Richtungen führenden, Wege, daß man auf demselben die Stadt erreiche, die doch nur Eine ist.

26. Dieß ist es nun ganz allein, was mich verlegen macht. Ich mag an einen der Wege kommen, an welchen ich will, so steht ein Mann von einem Zutrauen einflößenden Aussehen am Anfange desselben, bietet mir die Hand, redet mir zu, den seinigen einzuschlagen, und versichert mich, dieser wäre einzig und allein der rechte; die übrigen Wegweiser alle führen in die Irre, und wären eben so wenig im Stande, Andere in die Stadt zu geleiten, als sie selbst je dort gewesen wären. Komme ich nun zum Nachbar, so verspricht er das Gleiche von seinem Wege, und lästert die Andern: eben so machen es der Dritte und Vierte und alle Uebrigen. Diese Menge und Verschiedenheit der Wege also, und mehr noch als dieß, die eifersüchtigen Bemühungen der Wegweiser, von denen Jeder den seinigen anpreist, machen mich so verwirrt, daß ich ganz und gar nicht weiß, wohin ich mich wenden und wem ich folgen soll, um zu jener Stadt zu gelangen.

Hermotimus. Aus dieser Verlegenheit will ich dich ziehen, lieber Lycinus: vertraue dich nur denen an, welche den Weg schon vor dir gemacht haben, so kannst du nicht irre gehen.

Lycinus. Welchen meinst du? Welchen Weg und mit welchem Führer? Abermals zeigt sich uns dieselbe Schwierigkeit, nur unter einer anderen Gestalt, indem es sich jetzt statt von den Sachen, von den Personen handelt.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0539.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)