Seite:Lucians Werke 0561.jpg

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wie viele Zeit, glaubst du, hätten wir nöthig, um den ganzen Pythagoras von außen und innen kennen zu lernen? Vergiß mir aber ja nicht, jene fünf Jahre des Schweigens in Anschlag zu bringen. Diese also mitgerechnet, werden, denke ich, etwa dreißig Jahre erforderlich seyn. Oder däucht dich das zu viel, so setzen wir, als das Wenigste, zwanzig.

Hermotimus. Gut, also zwanzig.

Lycinus. Dem Nächsten nach diesem, dem Plato, müssen weitere zwanzig Jahre eingeräumt werden, und weniger dürfen es auch bei Aristoteles nicht seyn.

Hermotimus. Allerdings.

Lycinus. Wie viel dem Chrysipp gebühren, brauche ich dich nicht erst zu fragen: ich weiß ja aus deinem eigenen Munde, daß vierzig Jahre für diesen kaum hinreichen.

Hermotimus. So ist es.

Lycinus. Wiederum zwanzig dem Epikur, und ebensoviel jedem der Uebrigen. Daß ich damit nicht zu viel ansetze, wirst du sehr begreiflich finden, wenn du dich erinnerst, wie viele achtzigjährige Stoiker, Epikuräer und Platoniker es giebt, welche gestehen, daß sie noch nicht so weit seyen, um eine vollständige Kenntniß des ganzen Lehrgebäudes ihrer Schule zu besitzen. Und wenn es auch diese nicht sagten, glaube mir, die Meisten selbst, ein Chrysipp, Aristoteles, Plato, würden es Wort haben. Hat nicht schon Socrates, gewiß ein eben so großer Weiser als Jene, laut genug und öffentlich bekannt, er wisse nicht nur nicht Alles, sondern er wisse gar Nichts, außer dieß allein, daß er Nichts wisse? Rechnen wir nun Alles zusammen – zwanzig Jahre für den Pythagoras, ebensoviel für den Plato und Jeden der folgenden;

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 561. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0561.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)